Zum Abschied für Hans Schäfer

Zum Abschied für Hans Schäfer

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Hans Schäfer (2014)

Die Nachrufe auf dich kommen nun, lieber Hans Schäfer. Sie zählen in den meisten Fällen deine Erfolge auf, ein paar Anekdoten, Promis kondolieren, Ende. So ist es nun einmal, auch wenn die Trauer der meisten natürlich ehrlich ist.

Denn die Menschen haben euch bewundert und geliebt, insbesondere die Generation, die das Finale von Bern im Jahr 1954 miterlebt hat. Die in ihren teilweise noch zerbombten Städten und Dörfern am Radio mitgefiebert haben, als ihr elf ganz normale junge Männer auf dem nassen Rasen des Berner Wankdorfstadion ein Fußballwunder geschaffen habt. Die als unbesiegbar geltenden Ungarn habt ihr mit 3:2 besiegt. Jeder weiß das.

Ihr wolltet letztlich nur ein Fußballspiel gewinnen, gegen einen scheinbar übermächtigen Gegner mit Weltklassespielern, bei denen schon der Klang der ausgesprochenen Namen Ehrfurcht gebot: Puszkas, Hidegkuti, Kocsis, Czibor und wie sie alle hießen.

Ihr wolltet ein Fußballspiel gewinnen … und habt eine Nation geboren

… und ihr habt tatsächlich dieses Spiel gewonnen und dabei – sicher ungewollt und unbeabsichtigt – eine Nation geboren! Das „Wunder von Bern“ löst heute noch bei so gut wie jedem Gänsehaut aus, man braucht nur die Stimme Herbert Zimmermanns zu hören – der ja so wunderbar berichtete, wie du Boszik den Ball abgeluchst hast, um dann nach innen zu flanken – dann hat man die schwarz/weiss Bilder wieder vor Augen. Obwohl ich erst 10 Jahre später auf die Welt kam, ist mir jedes Wort der Radio-Reportage ein Begriff und die Mannschaftsaufstellung kann ich heute noch im Schlaf runterbeten. Vielen geht das so!

Und du warst dabei, ene kölsche Jung vom FC! Darauf war ich immer stolz und bin es bis heute.

Nur kurz nachdem die Nachricht über deinen Tod kam, meldete sich mein Vater. Er hat die Radioübertragung aus Bern als 14-jähriger gehört. Im Waisenhaus, denn er wuchs kriegsbedingt ohne Eltern auf. Wir haben uns über dich unterhalten und mein Vater erzählte mir erneut von deiner Spielweise, die ich leider nie richtig in Augenschein habe nehmen können. Dafür muss man mehr sehen, als ein paar Filmausschnitte. Aber dennoch kann ich mir eine Vorstellung machen, wie du gespielt hast, mein Vater hat es einfach gut beschrieben, denn er hat dich immer genau beim FC beobachtet. Du warst schließlich sein Idol, sein Held.

Nicht ohne Grund, denn hast du ja auch den 1. FC Köln groß gemacht. Zweimal konntest du als Kapitän die Meisterschale entgegennehmen. Große Triumphe,  ohne Frage. Wir als FC-Fans sind sehr stolz darauf.

Der „Urknall“ des deutschen Fußballs

Aber dennoch, Bern stand noch einmal für etwas ganz Besonderes. Es war der „Urknall“ des deutschen Fußballs. Ich bin ganz sicher, hättet ihr diesen ersten Titel nicht geholt, der deutsche Fußball hätte eine andere Entwicklung genommen. Beweisen kann man das nicht, aber man hat es im Gefühl, man schaue nur was aus dem ungarischen Fußball wurde.

Persönlich habe ich dich nicht richtig kennenlernen dürfen. 1997 haben wir aber einmal gemeinsam eine Hochzeit bei gemeinsamen Bekannten gefeiert. Dabei durfte ich einige Male mit dir anstoßen. Mit lecker Kölsch, mit was denn sonst? Wir haben uns gut verstanden,  vielleicht auch weil Fußball an diesem Abend keine Rolle spielte, sondern eine wirklich gelungene und sehr gesellige und launige Feier. Dich auf den FC oder Bern anzusprechen, bei so einem privaten Termin, hätte ich unrichtig gefunden. Aber diese Erinnerung an den Abend wird unauslöschbar sein, auch wenn es keine gemeinsamen Fotos gibt (auch das hätte ich als unpassend empfunden).

Legenden sterben nie

Nun bist du nicht mehr unter uns, aber natürlich irgendwie doch. Denn Legenden sterben nicht, sie leben ewig. Und du bist eine Legende! Eine, die hoffentlich bald neben dem anderen Meisterschaftskapitän des FC – Heinz Flohe – ihr eigenes Denkmal erhalten wird. So oder so. Legenden bleiben. Für immer!

Ruhe in Frieden, Hans Schäfer

 

 

 

Quo vadis, 1. FC Köln?

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FC-Trainer Peter Stöger

Quo vadis, 1. FC Köln?

Wieder einmal brauchte man eine Nacht zum „drüber schlafen“ um überhaupt ansatzweise Erkenntnisse aus dem Spiel des #effzeh gegen Hoffenheim formulieren zu können. Allerdings fällt mir das auch so viele Stunden nach dem Abpfiff noch schwer. Positives gibt es nicht zu berichten, …. Ja, die Mannschaft kämpft, sie gibt alles, aber was dabei herauskommt ist erschreckend wenig bis gar nichts. Sie wirkt derzeit in der Liga nicht konkurrenzfähig und das gilt bis auf den Torwart für alle Mannschaftsbereiche. Die Defensive ist extrem anfällig und sehr fehlerhaft, im Mittelfeld fehlt es durchgehend an Tempo, Spielwitz, Technik und individueller Klasse. Darunter leidet auch der Sturm, der wenig verwertbare Bälle bekommt, jedoch seine durchaus vorhandenen Chancen einfach nicht nutzen kann und dabei oftmals kläglich versagt.

Spürbar harmlos bis zur Peinlichkeit

Dazu kommen noch die unglaublich schlechte Quote bei Flanken und Standards, die mittlerweile ein peinliches Maß an Harmlosigkeit erreicht haben. Die Standards des Gegners hingegen sind jedes Mal gefährlich, weil fast immer ein gegnerischer Spieler nach einer Ecke oder einem Freistoß relativ frei zum Abschluss kommt.

Ein weiteres Kriterium ist die Form der Spieler, nur wenige können halbwegs konstant ihr eigentliches Level zeigen, am ehesten noch Timo Horn, Dominique Heintz und mit Abstrichen Leonardo Bittencourt.

Verantwortlich für all das ist die sportliche Leitung, Peter Stöger selbst spricht völlig zurecht davon, dass dies „Trainerjob“ sei. Nun, nach 11 Spieltagen hat der Wiener immer noch keine Lösungen gefunden, den Abwärtstrend, der bereits nach einer desaströsen Vorbereitung erkennbar war, zu stoppen oder dem entgegenzuwirken. Trotz zweier Siege in den Pokalwettbewerben ist die Mannschaft in der Liga derzeit abgeschlagen Letzter. Wohlgemerkt, es ist nicht mehr länger nur „der Saisonstart“, der missglückt ist. Nach fast genau einem Drittel der Saison kann man nun wirklich nicht mehr nur von einem „Startproblem“ sprechen.

Kein Verharmlosen mehr – Es ist kein „Startproblem“, ein Drittel der Saison ist um

Da die Mannschaft wie verrückt kämpft, wird immer wieder davon gesprochen, dass Stöger die Mannschaft noch erreicht. Bloß, … was gibt der Trainer den Spielern mit? Und welche Signale setzt er? Ist es das richtige Signal nach den wenigen Siegen die Gewinner-Mannschaft im nächsten Spiel wieder auseinander zu reißen? Ist es die richtige Personalentscheidung den jungen Tim Handwerker, der – wenn auch nicht alles gelingt – als einer der wenigen Lichtblicke im Team gelten darf, konsequent aus der Startelf zu lassen? Sind Spieler wie Matthias Lehmann und Konstantin Rausch so unverzichtbar, das sie trotz mittelmäßig bis schlechter Leistung quasi eine Stammplatzgarantie besitzen und konsequent so gut wie immer in der Startelf stehen, sofern sie nicht gesperrt oder verletzt sind?

Die Maßnahmen des FC-Übungsleiters sind zumindest diskussionswürdig, doch ein Großteil der Fans, insbesondere in den sozialen Netzwerken, hat mittlerweile einen personenkultartigen Abwehrmechanismus gegen Kritik an Peter Stöger installiert. Man kann sich zeitweise der Feststellung nicht entziehen, dass es mehr um die Person Stöger geht, als um den 1. FC Köln. Mit den Worten „Ich stehe zu Peter Stöger“ wird eine sachliche und faire Diskussion rund um den Trainer des FC im Vorfeld bereits abgewürgt und dem Kritiker wird vorgeworfen, das man kein echter FC-Fan sei und nicht selten wird eine Mitgliedschaft bei Bayern München empfohlen.

Personenkult um Peter Stöger ?

Der in der Öffentlichkeitsarbeit stets überzeugend auftretende Wiener erscheint vielen Fans mittlerweile als der Heilsbringer für alle Lebenslagen (Messias Reloaded?). Volksnah, offen, natürlich und dabei sehr charmant und witzig zu sein, sind liebenswürdige und positive Eigenschaften für einen Trainer einer Profimannschaft. Sie sind von großem Vorteil in der Außenwirkung. Seine Menschenführung wird dazu allgemein als herausragend dargestellt. Doch sind diese Aspekte alleine entscheidend für einen überdurchschnittlichen Bundesligatrainer? Gehören dazu nicht auch die Disziplinen wie Taktik, Aufstelllungen, Einwechslungen oder Standardtraining?

Man darf auch einmal nachfragen, für welche Art Fußball ein Trainer steht und da kann man bei Peter Stöger durchaus auch Defizite erkennen. Fußballerisch hat sich das Team nämlich nicht herausragend weiterentwickelt, denn in allen Stöger-Jahren operierte der FC oftmals mit langen Bällen auf Stoßstürmer wie Ujah oder Modeste. Der große Erfolg mit Platz 5 im Vorjahr hatte mehr mit einem „Überstürmer“ zu tun, als mit einer neuen Art Fußball, für den der FC steht. Dazu hatte es viel mit einer defensiv-vorsichtigen und dabei wenig attraktiven Spielweise zu tun, die man einem 1. FC Köln aber verzeihen kann, weil das Personal kaum mehr hergab. Dennoch sei auch die Frage erlaubt, warum Mannschaften wie der FC Augsburg oder der SC Freiburg den attraktiveren Ball spielen.

Was nun? Entscheidungen sind gefragt

Doch was nun? Die FC-Führung muss jetzt entscheiden was zu tun ist. „Mit Stöger auch in Liga 2“ wäre die Variante, die bei Fans und Öffentlichkeit den größten Beifall finden würde. Sie hätte auch Charme, weil sie zeigt, dass man weiter auf Kontinuität setzt und würde dem hochgelobten Freiburger Modell entsprechen, wo ein Christian Streich niemals in Frage gestellt wird. Doch ist das überhaupt vergleichbar? Und wann entwickelt sich die gewahrte Kontinuität zur gefährlichen „Nibelungentreue“, die laut Wikipedia eine Form bedingungsloser, emotionaler und potenziell verhängnisvoller Treue beschreibt? Ist der Stöger-Fußball genau das, was man sich – Liga-unabhängig – vom Spielstil des 1. FC Köln in Zukunft vorstellt?

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Ist nun gefragt: Präsident Werner Spinner

Klar ist: Die Option Trainerwechsel darf nach dem schlechtesten Ergebnis nach 11 Spieltagen einer Bundesligamannschaft in 55 Jahren Bundesliga nicht absurd erscheinen. Den Volkshelden Stöger nun in Ehren und durchaus auch mit viel Dankbarkeit zu entlassen um mit einem neuen Trainer und den neuen Impulsen das schwierige Ziel Klassenerhalt anzugehen, wäre der andere, der unangenehmere Weg für die Entscheider. Große Kritik seitens vieler Fans, aber auch der medialen Öffentlichkeit wäre ihnen gewiss, aber die Führung darf nicht den Weg gehen, der mehr Applaus verspricht. Sie muss sehr genau überlegen, was für die Zukunft die beste Entscheidung für den Verein ist und dies begründen und offen artikulieren. Es reicht nicht, sich weiter zu verstecken – gerne auch hinter dem Rücken eines Peter Stöger, der als fast einziger vor die Kameras geschickt wird –  und nur sich im Erfolg zu sonnen, wenn es beispielsweise tolle Zahlen aus der Finanzabteilung zu verkünden gilt.

Noch ist der Abstieg zu vermeiden, gerne mit einem Trainer Peter Stöger. Aber der FC ist nicht alternativlos, man muss zumindest ergebnisoffen intern über die Trainer-Thematik diskutieren und dann entscheiden.

Meine Herren im Vorstand/Geschäftsführung: Bitte entscheiden Sie, kommunizieren dies und stehen Sie dazu!