90 Minuten FC-Zeitreise

Sonntag 17.9.2017, Premieren-Tag. Weit über ein Jahr Arbeit liegt hinter den Verantwortlichen für den Dokumentarfilm „Das Double – 1977/78“. Es wurde recherchiert, interviewt, gefilmt und geschnitten was das Zeug hielt. Dann aber der große Tag, die Premiere steht an. Nicht in einem Wald- und Wiesenkino, sondern inmitten des Herzens der Millionen-Metropole Köln. Früher hieß dieses Lichtspielhaus direkt am Denkmal des „ruhenden Verkehrs“ einmal UFA-Palast, jetzt nach Wiedereröffnung,  aufwändiger Sanierung und Neugestaltung heißt es „Filmpalast“. Zunächst war mit ca. 250 Besuchern gerechnet worden, aber es zeichnete sich schnell ab, das dies übertroffen werden würde. Es bildete sich eine Schlange bis auf die Straße, das Kino füllte sich mehr und mehr und am Ende blieben nur wenige Plätze frei, über 390 Zuschauer ergab am Ende die Zählung. Weit mehr als erwartet, der ursprünglich geplante Raum für 250 Zuschauer hätte bei weitem nicht ausgereicht. Der Andrang war auch deswegen überraschend, weil der 1.FC Köln nur wenige Stunden später ein Spiel in Dortmund zu spielen hatte und viele Auswärtsfahrer bereits unterwegs waren. Aber die FC-Fans ließen sich nicht aufhalten, sie wollten wohl alle noch einmal in knapp 90 Minuten Deutscher Meister und Pokalsieger werden.

FC Prominenz anwesend

Naturgemäß ließ es sich die FC-Prominenz nicht nehmen, bei diesem Termin zu erscheinen. Vizepräsident und Double-Torhüter Toni Schumacher erschien mit seiner Tochter Perla, welche unbedingt ihren Vater als Spieler auf der großen Leinwand sehen wollte. Double-Manager Karl-Heinz Thielen, Wolfgang Weber, der in dieser Saison gerade vom Spieler zum Co-Trainer befördert worden war, waren ebenso anwesend wie Verteidiger Harald Konopka, der eine große Rolle als Vorlagengeber für Goalgetter Dieter Müller seinerzeit spielte. Klaus Hartmann, der von 1991 bis 1997 Präsident des 1.FC Köln war, ließ sich den Besuch im Kino auch nicht nehmen. Der damalige Vizepräsident unter Peter Weiand freute sich besonders, ebenso wie die vorgenannten ehemaligen Spieler, den Mannschaftsarzt von 1977/78, Dr. Bonnekoh, in die Arme nehmen zu können. Der Besuch des älteren Herren überraschte und erfreute viele ehemalige Weggefährten, spielte er doch eine große und positive Rolle in der so erfolgreichen Spielzeit. Im Film hat der Mannschaftsarzt auch einige große Auftritte, in denen er sogar dem damaligen mächtigen Trainer Weisweiler auf humorige Weise Paroli bot, als es einmal angebracht war.

Weitere prominente Gesichter waren unter den Besuchern zu finden, Ex-Manager Michael Meier war gekommen, ebenso der Kölner Rapper Mo Torres und der RTL Moderator Thomas Wagner („100% Bundesliga – Fußball bei NITRO“). Auch der Sprecher des Films ist kein Unbekannter, der legendäre kölsche Sänger Gerd Köster ließ sich natürlich auch den Kinobesuch nicht entgehen. Zu finden waren aber auch viele bekannte Gesichter der FC-Familie, Fanclubvertreter und eben normale FC-Fans, die dem Verein schon seit Ewigkeiten die Treue halten. Sie alle waren gekommen um die erfolgreichste FC-Saison aller Zeiten noch einmal auf der großen Leinwand erleben zu können.

 

Grund für den Film: „Selbst die Beteiligten wissen nicht mehr alles“

Nach einer bewusst kurzen Einführung durch Moderator Ralf Friedrichs begrüßte schließlich Regisseur und Filmemacher Frank Steffan seine Gäste und erläuterte noch einmal die Intention seines Films. „Zu viel ist über die Jahre in Vergessenheit geraten, sogar bei den Beteiligten selbst.“ Dies wolle man durch einen aufwändig recherchierten Film für immer ändern, denn so eine Dokumentation sammelt die Erinnerungen vieler und dadurch ergibt sich ein komplexeres Bild. Dazu gehört auch der Zeitgeist der späten 70er Jahre, der neben dem fußballerischen Aspekt auch eine Rolle im Streifen spielt. Mit den Worten „Film ab“ beendete Frank Steffan seine kurze Ansprache , das Licht erlosch und es ging los.

 

 

Zu viel soll an dieser Stelle über den Inhalt des Films nicht verraten werden, jeder kann sich über die DVD (hier bestellbar) sein eigenes Bild machen. Nur so viel, das Publikum reagierte erfreut, immer wieder gab es an einzelnen Stellen spontanen Applaus und auch Jubel, z.B. als Toni Schumacher auf der Leinwand einen Elfmeter parierte oder Heinz Flohe das wichtige Tor gegen Mönchengladbach erzielte. Auch der Fan Jaki Nimmesgern, der Toni Schumacher in Hamburg am letzten Spieltag in einer berühmten TV-Szene um den Hals fiel (Toooni, … Meister), war mehrfach im Film zu sehen und zu hören und eroberte das Herz des Publikums dank seiner witzigen Aussagen. Der Sonderapplaus war ihm dadurch gewiss. Am Ende des Films klatschte die Menge begeistert und langanhaltend, was die Filmemacher sehr erfreute, schließlich war dies das beste Zeugnis für die geleistete Arbeit.

 

Toni Schumacher: „Großartig! Grandios!“

Toni Schumacher, der es eilig hatte, um noch nach Dortmund zu kommen, zeigte sich in seiner kurzen Stellungnahme begeistert: „Großartig! Grandios! Schön, das man noch einmal auf die erfolgreichste FC-Mannschaft aller Zeiten Ende der 70er Jahre zurückblicken konnte. Die Leute sind begeistert, das müsst ihr euch unbedingt ansehen. Fantastisch!“ Auch die Statements von FC-Prominenz und Fans gingen in diese Richtung. Wolfgang Weber („Toller Film“), Karl Heinz Thielen („Beeindruckend, klasse Spielszenen, dieser Film beweist, dass der 1.FC Köln einmal Spitze in Deutschland war, ich bin sehr zufrieden“) und Harald Konopka („Sehr gut! Riesige Emotionen“) zeigten sich jedenfalls sehr zufrieden.

Anschließend blieben noch viele Zuschauer im Foyer, deckten sich mit der DVD oder dem „Double-Buch“ ein und tranken auf die soeben noch einmal gewonnene Meisterschaft plus Pokal den einen oder anderen Sekt oder andere Kaltgetränke. Die alten Zeiten lebten wieder auf, denn das Gesehene wurde noch einmal komplett durchdiskutiert. Für alle am Film Beteiligten war dabei der Gesichtsausdruck der Fans eine schöne Belohnung, denn so gut wie überall konnte man ein zufriedenes Lächeln und schon ein klein wenig glänzende Augen erkennen. Der 1.FC Köln ist ein Traditionsverein und man war sich bewusst geworden, warum er dies ist. Durch Erfolge wie das gewonnene Double darf man Titel im Briefkopf aufführen, auf die man stolz sein darf … und das geht an so einem Tage dann auch über ein einzelnes Spiel, welches im Nachhinein bekanntermaßen nicht gut lief.

Das Double, welches diese Saison 40 Jahre alt wird, war bereits etwas Besonders, als es erreicht wurde. Dennoch hat sich niemand, der damals vielleicht noch Teenager war, es sich träumen lassen, das man 40 Jahre später als bereits reifer und erfahrener Mensch noch einmal so groß feiern würde. Schließlich hatte man 1978 gehofft, dass es so weitergeht. Jeder weiß, dass es anders kam und das die Größe des Augenblicks des Jahres 1978 in dieser Form nicht erkennbar war. Dieser Film bringt diesen großen Moment wieder zurück und ein klein wenig kann man sich auch im Jahre 2017 wieder als Double-Sieger fühlen. Man muss sich eben nur diesem Film anschauen.